5 Merkmale, die Sie zu einem Weinkenner machen
„Wo aber der Wein fehlt, stirbt der Reiz des Lebens.“ Wer diesem Zitat des griechischen Tragödiendichters Euripides zustimmen kann, ist auf einem guten Weg in die Riege der Weinkenner.
Doch was unterscheidet den Weintrinker vom echten Kenner? Fachliches Wissen und Leidenschaft sind Details, die wirkliche Weinprofis vorweisen können. Erfüllen Sie die folgenden fünf Punkte, dürfen Sie mit Fug und Recht von sich behaupten, ein Weinkenner zu sein.
1. Als Weinkenner unterscheiden Sie nicht nur zwischen „Rot“ und „Weiß“
Rotwein zum Grillfleisch und Weißwein zu Fisch. Über diesen Grundsatz hinaus geht das Wissen vieler Weintrinker nicht. Dass Wein jedoch mehr zu bieten hat, weiß der Weinkenner schon lange. Er ist sich der Tatsache bewusst, dass ein Cabernet Sauvignon nach Johannisbeere schmeckt und reichhaltige Tannine mitbringt und dass der kraftvoll würzige Syrah in Australien Shiraz heißt. Auch beim Weißwein können Kenner klar differenzieren zwischen einem Chardonnay mit Trockenfrucht im Bouquet und einem fruchtig-säuerlichen Riesling.
Auch der Kenner muss nicht jede Rebsorte und deren aromatisches Potenzial in und auswendig kennen. Es hilft jedoch, die Charakteristiken der wichtigsten Sorten benennen zu können. Dann nämlich fällt die Auswahl eines passenden Weines leichter und zum Spargel kommt nicht versehentlich ein Rioja auf den Tisch.
2. Sie haben ein Auge auf die Temperatur
Nicht nur der Sommelier, sondern auch ein eingefleischter Weinkenner serviert seinen Wein nicht nur im passenden Glas, sondern auch wohltemperiert. Wer sich schon länger mit der Materie beschäftigt, nutzt hierfür einen speziellen Temperierschrank, der weiße und rote Weine auf Trinktemperatur bringt.
Was die Temperaturen betrifft, kommt es auf die Art des Weines an. Ein erfrischender Weißwein wie Riesling oder Pinot Grigio wird genau wie ein spanischer Rosado kühl serviert. Zwischen sechs und zehn Grad erweisen sich bei den hellen Tropfen als ideal. Anders sieht das bei Rotweinen aus. Je gehaltvoller und dichter das aromatische Profil eines Rotweines ist, desto wärmer darf er serviert werden. Erlaubt sind hier Temperaturen zwischen zwölf und 18 Grad.
3. Sie unterteilen die Welt in Anbaugebiete
Ein Weinkenner weiß: Es gibt mehr als „Italien“, „Deutschland“ oder „Spanien“. Bei der Auswahl seines Weines geht er planvoll und interessiert vor, studiert das Etikett und kann wichtige Regionen benennen. Dass französische Weißweine oftmals aus dem Anbaugebiet Loire kommen und dass Bordeaux und Rhône für ihre Rotweine bekannt sind, ist einem Weinkenner nicht fremd. Er kennt alle dreizehn Weinbaugebiete Deutschlands von Sachsen bis Württemberg und weiß, dass „Rioja“ nicht nur einen Wein bezeichnet, sondern auch der Name der Anbauregion ist, die sich in die Untergebiete Rioja Alta, Rioja Alavesa und Rioja Baja aufteilt.
Und wer als Kenner noch tiefer in die Materie einsteigt und sich in die „Neue Welt“ vorwagt, weiß von Weinen aus Marlborough (Neuseeland), Napa Valley (Kalifornien) und Swartland an der Atlantikküste Südafrikas zu erzählen.
4. Sie erforschen, statt zu trinken
Als Weinkenner beweisen Sie sich, wenn Sie Ihren Wein nicht einfach trinken, sondern im Stile einer „Degustation“ (=Verkostung) erkunden. Hier wird der Wein im Glas zunächst begutachtet. Die Grundfarbe und ihre Reflexe sind wichtige Details, die viel über Rebsorte und Qualität verraten.
Nach der optischen Phase der Verkostung führen Weinkenner das Glas an die Nase und atmen tief ein. Hier offenbart sich das Bouquet, weswegen dieser Schritt Zeit in Anspruch nehmen darf. Kenner geben sich nicht mit einem „guten Duft“ zufrieden, sondern entdecken Nuancen von Teer, Blumen, Honig oder gar Heu, bevor auch nur ein Tropfen Wein ihre Zunge berührt.
Erst wenn das Bouquet erforscht wurde, trinkt der Kenner. In kleinen geschlürften Schlucken, die die Zunge am Gaumen „rollen“ lässt. Hat der Wein eine samtige Textur, oder ist er eher ölig? Wie verhält sich die Säure im Verhältnis zur Süße? Welche Noten verstecken sich im Aromenprofil? Fragen über Fragen, die kein Weinkenner der Welt unbeantwortet lassen wird.
5. Sie verdammen Schraubverschlüsse nicht
Dass eine gute Flasche Wein an der ausschließlichen Verwendung von Naturkorken zu erkennen ist, ist ein weit verbreitetes Vorurteil. Weinkenner wissen das und stimmen nicht in den Chor der Schraubverschluss-Gegner ein. Sie wissen, hochwertiger Kork wird immer seltener, schließlich handelt es sich hierbei um ein Naturprodukt.
Der Schraubverschluss als alternative Methode erweist sich daher als praktikabel. Immerhin sorgt er für einen dichten Verschluss der Flasche und verhindert das Eindringen von Sauerstoff. Der Wein kann langsamer altern als in einer Flasche mit Korken und bleibt besser geschützt. Oft heißt es, dass ein Wein auch in der Flasche atmen können muss und dass er Sauerstoff braucht, um sich zu entwickeln. Das jedoch ist eine fatale Äußerung, die einem echten Weinkenner nicht über die Lippen kommt. Zudem nimmt der Schraubverschluss auch dem ungeliebten „Korkgeist“ die Grundlage.
Aus Focus/Weinwelt